240 plätze oder 100 prozent publikum

ein theaterbesuch am telefon

„Telefonieren heißt, seine Stimme zu Besuch schicken.“ (Verfasser unbekannt)

240 Plätze. 240 Plätze hat der Saal des neuen theaters Halle. 240 Plätze, die sonst - in Zeiten des gesellschaftlichen Zusammenkommens - besetzt wären mit Menschen jeden Alters, jeden Geschlechts, jeder Einkommensgruppe aus der ganzen Stadt Halle - oder kurz: mit Ihnen, verehrtes Publikum. Denn Ihr Besuch einer Inszenierung, Ihre Begeisterung fürs Schauspiel und Ihr Engagement für die bürgerliche Kultur unserer Stadt sind der Grund, dass wir arbeiten. Unsere Arbeit gibt es wegen Ihnen. Sie sind das Theater.

Sie sind der Grund, warum wir proben. Warum Bühnentechniker die riesigen Publikumstribünen immer wieder neu anordnen, Lichttechniker mehrmals die Woche die Leuchtmittel warten und die Tontechniker stundenlang musikalischen Einsätze in einem digitalen Tonpult automatisieren. Sie sind der Grund, warum Ankleiderinnen 100 kg Wäsche am Tag bügeln, Requisiteure die Trickpistole laden, Theaterpädagoginnen Schulklassen auf Vorstellungen vorbereiten und Souffleurinnen nochmal das Textbuch durchgehen. Warum die Maskenbildnerinnen in geduldiger Handarbeit Perücken knüpfen, die Dramaturg*innen tonnenweise Literatur fürs Programmheft wälzen, die Kolleg*innen im Künstlerischen Betriebsbüro mit zahllosen Probenplänen das drohende Chaos bändigen, die Mitarbeiter*innen der Öffentlichkeitsarbeit ununterbrochen Plakatwerbung, Postings in sozialen Netzwerken und Pressetermine koordinieren. Sie, liebe Besucher*innen, sind der Grund, warum Regieteams, bestehend aus Künstler*innen von ganz nah und sehr fern, im neuen theater künstlerische Visionen verfolgen und umsetzen können. Warum Inspizient*innen per Knopfdruck eine Vorstellung starten. Warum die Schauspieler*innen aus dem Dunkeln ins Licht treten.

Momentan bleiben Abend für Abend diese 240 Plätze leer. 240 leere Plätze, die schmerzhaft beweisen, dass Theater ohne Sie, das Publikum, nicht existieren kann. Trotzdem sind Sie, das Publikum, ja nicht einfach weg. Sie sitzen halt gerade gezwungenermaßen woanders; und wir, die Mitarbeiter*innen des neuen theaters, würden Sie gern dort erreichen und abholen zu einem Theaterbesuch der etwas anderen Art: Wenn Sie Lust haben, rufen wir Sie an und brechen mit Ihnen zu einem Besuch des leeren Theaters am Telefon auf. In dem dabei entstehenden Gespräch wollen wir mit Ihnen über Ihre Beziehung, Einstellung und Leidenschaft zum neuen theater sprechen. Uns interessiert, wer Sie sind - und wie Sie das neue theater sehen. Was Sie am Theater lieben und schätzen, was Sie kritisieren und verändern möchten. Und selbstverständlich auch, wie viel Sekt Sie in der Pause trinken …

Wir würden uns freuen, wenn Sie im vierzigsten Jahr des Bestehens Ihres neuen theaters dieses Experiment mit uns wagen. Und wer weiß… vielleicht werden Sie die Erkenntnisse all dieser Gespräche und Begegnungen am Telefon über kurz oder lang auf der Bühne bestaunen können - wieder live im Theater.


Julian Gutmann, Anastasia Lara Heller, Ronny Jakubaschk, Marian Kindermann, Florian Krannich, Alexander Pensel, Elke Richter, Kinga Schmidt, Till Schmidt


Idee & Konzept:
Ronny Jakubaschk & Florian Krannich

Produktionsassistenz & Koordinierung:
Jana Schikofsky & Benedict Baier

 

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