Auf der Bühne wird auch direkter als im Buch die zarte Entwicklung der Freundschaft zwischen den beiden Jugendlichen erfahrbar, die anfängliche Abstoßung, Schrecken, Neid, Fremdheit, das
wachsende Vertrauen, die scheu wachsende Zuneigung. Absolut rührend. Da die Regie hier nichts wegließ oder - eine oft schlimmere Unart - hinzutat, kam auch die fast archetypisch strenge Fügung
von Herrndorfs so traumartig bunt daherkommendem Buch ans Licht, die eigentliche Quelle seiner großen Wirkung. Denn hier werden die großen Themen des erwachenden, erwachsen werdenden Bewusstseins
auf Episoden verteilt: die Abstoßung von den Eltern, die erste Liebe, der Sex (all das wäre noch wenig spektakulär), aber eben auch: Natur, Geschichte, Kosmos.
Die Schönheit von Sommerabenden, das Staunen über den Sternenhimmel (im Medium einer Science-Fiction-Phantasie), die deutsche Geschichte als Bürde des schießwütigen alten Mannes in der
Einsamkeit, das große Thema sozialer Fremdheit - bei dem Halbrussen Tschick, bei den Ökos, die man unterwegs trifft, bei Isa, dem übel riechenden Mädchen auf der Müllkippe -, all das ist hier so
unkitschig, witzig und zugleich ernst variiert, dass man staunt, wie viel in zwei Stunden oder zweihundert Seiten Platz hat; und begreift, was für ein veritables Wunder dieses Buch darstellt. Und
beim Jubel am Ende sah man im Zuschauerraum einmal nicht das Weißhaar-Meer der Altengesellschaft branden, sondern Begeisterte, so jung wie die Helden und die Hauptdarsteller.
süddeutsche zeitung
Am Ende des zweistündigen Spektakels gab es langen, begeisterten Applaus und Bravorufe für die Inszenierung von Ronny Jakubaschk.
Einen solch schönen Abend mit Witz, Herz und Verstand erhofft man sich ja stets von seinem Stadttheater. Und hier ist einmal alles erfüllt worden.
Eine schöne, bittersüße Geschichte, flott erzählt auf der praktischen Bühne von Annegret Riediger. Sie kommt mit einem drehbaren Klettergerüst und ein paar Schaumstoffmatten aus, den Rest besorgen die Fantasie und großartige Schauspieler.Alexander Pensel (Maik), Pablo Guaneme Pinilla (Tschick) und Stella Hilb (Isa) überzeugen mit ruppigem Charme und großem Gefühl, Nicoline Schubert und Karl-Fred Müller spielen alle übrigen Rollen mit ebensolchem Bravour. Das muss man sich ansehen.
mitteldeutsche zeitung
Frisch, jung und rundherum überzeugend: Ronny Jakubaschks „Tschick“ am Neuen Theater. Für die Zuschauer beginnt ein Spiel mit der Imagination: Denn die Bühne kommt allein mit einem drehbaren Klettergerüst und ein paar Schaumstoffmatten aus, die mal Auto, mal See, mal Unterschlupf sind. Auf ihrer Reise treffen die Jungen einige verrückte Leute. Diese verschiedenen witzigen Figuren verkörpern in amüsanter Weise Nicoline Schubert und Karl-Fred Müller. Doch auch ein junges Mädchen ist darunter. Stella Hilb gibt ihrem kurzen Auftritt als Isa, wie ihre Kollegen, souverän und überzeugend die Erscheinung dieser jugendlichen Sorglosigkeit.
frizz