Der Abend ist ein Frage-und-Antwort-Spiel, dessen Moderation verblüffenderweise ein Bär übernimmt. Der hakt nach: Für was engagiert sich die Jugend denn heute? Für Gerechtigkeit, Solidarität, für die
Arbeitereinheitsfront? Müdes, verständnisloses Kopfschütteln bei den 16- bis 25-jährigen. "In erster Linie engagiert sich die Jugend für sich selbst", antworten sie im Chor. Sie sei unpolitisch, individuell, scheue sich davor, gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen. Dann fragt die Jugend den Bären: Und was ist die Utopie? Ist sie die
Alternative zum Leben, das Ziel einer Rebellion? Utopie als eine Welt, in der "spürbar glatte Haut" oder "neue Redefreiheit" Realität werden?
Schnell ist auf der Bühne klar, dass eine Revolution, wie die Geschichte sie schrieb, hier und heute nicht mehr funktioniert. Das Interesse an Politik, gesellschaftlicher Veränderung und Gemeinschaftssinn liegt brach. Revolution läuft höchstens noch als Kunstprojekt, als nostalgische Ware - ein Stapel aufgebahrter Märzgefallener für nur 9,99 €, schlägt jemand vor. Und wenn schon
rebellieren, dann lieber in kleinem Stil - Kaugummiklau im KaDeWe zum Beispiel. Oder, andere Möglichkeit, sich auf dem Laufsteg der Zukunft
seinen Tag in zehn Jahren vorstellen: Da sieht sich die eine mit drei blonden Kindern, die nächste hat keine Zeit, der andere hat wichtige Termine oder ein Hilfsprojekt in Brasilien. Die Ideen klingen weder
neu, noch bahnbrechend, noch nach Rebellion, und nach einer Veränderung von Haltung und Einstellung, schon längst nicht mehr.
Die Jugendlichen auf der Bühne nehmen die Diskussion über gesellschaftliche Veränderung auf die leichte Schulter. Als Konsequenz bricht das Orientierungslose hervor. Es gibt keine vorgeprägten Gesellschaftskonzepte mehr und ergo auch keine kühnen Lebensentwürfe dagegen. Die Jugend schwimmt irgendwo zwischen Wünsch-Dir-was und Karrierezwang. Willkürliche Idole (von Gandhi bis Podolski) werden auf die Umzugskisten gepappt und beliebigen Themen zugeordnet. Da kann sich Podolski schon mal gegen den Walfang und für die Globalisierung aussprechen. Da kommt auf der Bühne selbst der Bär nicht mehr mit.

 

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