Halle (Saale) -

Auf die Idee kommt es an - in der Politik wie im Theater. Sonst ist das Publikum verstimmt.  Regisseur Ronny Jakubaschk und sein Dramaturg Alexander Suckel, die an Halles Schauspiel jetzt „Die Blechtrommel“ von Günter Grass auf die Bühne brachten, haben  eine bezwingende Idee gehabt: Alle Mitspieler sind Oskar Matzerath, der deutsche Junge aus Danzig. Beifall für Premiere am Freitag Alle sind Oskar, alle übernehmen dazu jeweils noch mehrere andere Rollen. Und alle   machen das fabelhaft auf Annegret Riedigers schlüssig gebauter Bühne. Was sich Regisseur und Dramaturg vornahmen, trägt wunderbar, immerhin über drei Stunden hinweg. So lange hat die Premiere am Freitagabend gedauert. Am Ende hat herzlicher Beifall das Team belohnt. Auch  Bravorufe gab es. Vielleicht hat man die sogar bis in den Aufsichtsrat der halleschen Bühnen gehört, hinter deren Kulissen es rumort.

 In der „Blechtrommel“ wird von den Deutschen erzählt. Von Polen und  Kaschuben auch. Vor allem aber vom  Menschsein und Menschbleiben. Das ist ja das Generalthema des Theaters - nicht nur jetzt, da manche unter Berufung auf  deutsche Werte meinen, man dürfte endlich wieder ein bisschen braun sein. Am Neuen Theater wird die Magie der Erzählung in starke Bilder übersetzt, manchmal geht das  hohe Tempo dabei ein wenig zu Lasten der Sprache. Der helle Aberwitz des Werkes indes tritt scharf hervor, es darf  gern auch gelacht werden in diesem Stück. Und manchmal eben auch nicht. Etwa dann, wenn Martin Reik als deutscher Obergefreiter spielt, wie dieser Soldat Frauen tötet: So, wie man Luftballons zerdrückt. Der Mann könnte gefallen sein. Oder ist ein ordentlicher Bürger geworden. Irgendwo hier. In Deutschland.

Mitteldeutsche Zeitung

 

 

Das neue theater Halle scheint auch in dieser Spielzeit auf Erfolgskurs zu sein. Dass man im nt besonders auf die Ensembleleistung wert legt, ist bekannt. Jetzt hat Jakubaschk gleich alle 8 Akteure auf der Bühne in Oskar Matzerath verwandelt, gleiche Haare gleiche Bekleidung. Ausreichend Platz zur Entfaltung hat der 8fache Oskar auch, auf einer langen schiefen Ebene aus Brettern – ein reduziertes, aber überzeugendes und raumgreifendes Bühnenbild von  Annegret Riediger. Sie hat übrigens auch die Kostüme entworfen.

Mal im (Sprech)-Chor, mal als Solisten agieren sie auf der Bühne, und das fast drei Stunden lang.  Ermüdungserscheinungen sind trotz der langen Spieldauer aber weder beim Schauspielensemble noch beim Publikum zu bemerken. Dank der Verwandlung kommt es oft zu grotesken Szenen, etwa wenn Martin Reik als Kurtchen Matzerath ins Baby-Otfit schlüpft. Nicoline Schubert verwandelt sich kurzerhand in Oskars Mutter Agnes und Elke Richter hat unter ihrer Perücke gleich den Glatzkopf vom Meister Bebra versteckt. Bis zu 6 Rollen haben die 8 Ensemblemitglieder zu verkörpern und können gleich noch ihre Fähigkeiten im Dialekt sprechen beweisen. Diese Vielfalt lässt schon erahnen, dass es auf der Bühne nie langweilig wird, mal ernst, mal heiter, mal actionreich, aber nie hin zum Klamauk. Auch die bekannte Szene mit dem Pferdekopf, der beim Aalfang hilft, darf nicht fehlen. Schließlich handelt sich Mutter Agnes danach eine „Fischfresssucht“ ein und stirbt daran. Dass es ab und zu auch mal laut zu geht, war zu erwarten, schließlich ließ Oskar Matzerath mit seinem schrillen Schrei sogar Gläser zerspringen. Ein intensives publikumsfreundliches Stück hat Ronny Jakubaschk auf die Bühne gebracht und dem Ensemble ist die Spielfreude anzumerken.

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