Ronny Jakubaschk hat Tellers Parabel über das Heranwachsen und die Gewalt für das Junge Staatstheater im Kleinen Haus inszeniert.

Anders als im Roman gibt es in der Inszenierung des Staatstheaters keine Ich-Erzählung. Fünf Schauspieler besetzen die Schlüsselrollen Agnes, Sofie, Kai, Hussein und Jan-Johan, erzählen und spielen die Geschichte der übrigen Schüler und Pierre Anthon multiperspektivisch im Wechsel mit. Der Stückeinstieg erfolgt im Augenblick größter Euphorie. Aus den Rängen kommend wird sich stolz im Blitzlicht der Fotografen gesuhlt. Diese einmalige Achronologie ist in zweifacher Hinsicht ein guter Schachzug der Regie. Zum einen kann das sehr präzise agierende Ensemble – Ralph Kinkel, Sinem Spielberg, Nina El Karsheh, Ravi Büttke und Nikolaij Janocha – den Schwung des positiven Augenblicks mit in die mitreißende retrospektive Schilderung der Ereignisse nehmen. Zum anderen stehen sich auf diese Weise die emotionalen Widersprüche als dramaturgische Klammer diametral gegenüber.

Nach und nach, als die Aufmerksamkeit von außen weniger wird, dämmert der Gruppe nämlich, dass Pierre Anthon Recht gehabt haben könnte, dass doch nichts im Leben von Bedeutung ist. Denn: Wenn sie die Bedeutung gefunden hätten, wären dann nicht alle noch da, um sie zu sehen? Am Ende regieren deshalb Frust, Ohnmacht und Wut. Die Stimmung ist umgeschlagen.

Wer wissen möchte, wie die Gruppe den Seelenfrieden wieder herzustellen versucht, sollte sich die eindringliche, bei der Premiere zurecht mit starkem Beifall belohnte Inszenierung ansehen. Verraten sei: Es bleibt brutal.

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Die vielen Schüler auf den Rängen verfolgen gespannt, wie die Dinge auf der Bühne entgleisen. Die Schüler im Stück stacheln sich an, dem „Berg der Bedeutung“ immer intimere Güter zu opfern. Die langen Haare. Einen Gebetsteppich. Die Unschuld. Während sie den Glauben an Werte retten wollen, zerstören sie sie. Sie graben den Sarg eines toten Geschwisterkinds aus. Sie rauben den Gekreuzigten aus der Kirche. Sie töten brutal einen Hund.

Das wird in der Inszenierung von Ronny Jakubaschk nur angedeutet, geht aber trotzdem unter die Haut. Weil das Junge Ensemble, warm gespielt, mit großer Intensität zur Sache geht. Und weil der Text, der nach dem Erscheinen in Dänemark heftig diskutiert wurde, nicht brillant, aber von existenzieller Dringlichkeit ist.

Einen starken Schluss hat er auch. Viel Applaus. Eine Empfehlung.

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